Friedensgericht und Betreibungsamt
Payerne

STUDIENAUFTRAG: 2014, EMPFEHLUNG ZUR WEITERBEARBEITUNG
AUSFÜHRUNG: 2015–2016
BAUHERRSCHAFT: CANTON DE VAUD
KUNST: DANIELA SCHÖNBÄCHLER
ENERGIESTANDARD: MINERGIE-ECO

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Unmittelbar im historischen Stadtkern liegt in einer Häuserzeile, auf einer schmalen und tiefen Parzelle zwischen zwei Brandmauern, der neue Sitz des Friedensgerichts und des Betreibungsamts. Von beiden begrenzenden Strassen her entwickeln sich zwei Gebäudeteile in die Tiefe der Parzelle, die mit einer Erschliessungszone verbunden und gleichzeitig durch einen Innenhof getrennt sind. Der Hof fungiert dabei als räumliche Referenz und unterstützt die Orientierung innerhalb des Gebäudes. Seine klare Zäsur im Volumen nimmt Beziehung zu historischen Kontext auf und bringt gleichzeitig Licht ins Herz des Gebäudes.

In den beiden untersten Geschossen mit gemeinsamen öffentlichen Nutzungen liegt die über einen Eingang von der vorderen Strasse erschlossene, mittig angeordnete, von oben belichtete Halle mit grosszügiger Freitreppe, an die sich die öffentliche Wartebereiche anschliessen. Über einen rückwärtigen privaten Eingang werden die internen Bereiche des Friedensgerichts und Betreibungsamtes erschlossen. Durch die Trennung der Zugänge werden öffentliche und interne Erschliessung entflochten und die Präsenz beider Strassenfassaden unterstützt. Ein mittels einer Lichtinstallation, der künstlerischen Intervention, bespieltes Schaufenster zur Rue de la Gare akzentuiert deutlich den Haupteingang der Institution.

Im Inneren übernimmt ein Kernbereich mit den nicht natürlich zu belichtenden Nutzungen die Klammerfunktion zwischen Friedensgericht und Betreibungsamt und trennt gleichzeitig die öffentlichen und privaten Bereiche, um die gewünschte Sicherheit und Vertraulichkeit zu garantieren.

Durch die Interpretation des heterogenen architektonischen Kontextes kann die Erscheinung des neuen Baukörpers zurückhaltend, aber dennoch eigenständig in die Gebäudezeile integriert werden. Verschiedene vorgefundene Bauelemente werden aufgenommen und in ihrer Materialisierung zeitgemäss ausformuliert. Die Fassaden sind so strukturiert, das drei verschiedene Teil zu identifizieren sind: Das etwas dunklere T-Element des Eingangsniveaus, die jeweils leicht verschobenen ebenfalls in Beton materialisierten Geschosse darüber und die deutlich artikulierte Dachlandschaft mit ihren aufgesetzten präsenten Dachgauben. Die teils gestockte, teils sandgestrahlte Betonoberfläche gibt der Fassade eine angemessene „Weichheit“ im Kontext der umliegenden Stein- und Putzfassaden.

Die Dachform folgt im Grundsatz der bestehenden Ordnung der mittelalterlich geprägten Umgebung. Sie wird aber über beide «Häuser» und bis in den Hof gestülpt und unterstützt dadurch die Einheit des Ganzen. Durch eine auch im Inneren durchgehende werthaltige und dauerhafte Materialisierung soll der Bau im innerstädtischen Kontext gestärkt und der Ausdruck öffentlicher Bauten weitergeführt werden. Dieser Ansatz verschreibt sich einer neuen Sichtweise mit dem Ziel, die Balance zwischen moderner Architektur und der Entwicklung der gebauten geschichtlich geprägten Umwelt zu erhalten.