Bauernhaus La Blancherie
Payerne

WETTBEWERB: 2001, 1. RANG | 1. PREIS

AUSFÜHRUNG: 2003–2005

BAUHERRSCHAFT: CANTON DE VAUD | CANTON DE FRIBOURG

ENERGIESTANDARD: LABEL MINERGIE

Das Bauernhaus „Ferme de la Blancherie“ hatte als Zeitzeuge für die landwirtschaftliche Vergangenheit des gesamten Areals des neuen interkantonalen Gymnasiums Bestandsschutz. Es ist umgeben von Wohnzonen verschiedener Dichten, einem die Quartiere verbindenden Landschaftsgürtel und dem eigentlichen Neubau des Gymnasiums. Der ehemalige Bauernhof ist geprägt durch seine Lage in abfallendem Gelände, seinem grossen, klar formulierten Hauptvolumen mit zwei Annexbauten und Zufahrtsrampe sowie einem eingefriedeten Bauerngarten. Eine mächtige alte Linde ergänzt den in sehr schlechtem Bauzustand erhaltenen und mehrfach erweiterten Zeitzeugen.

Um die räumliche und funktionale Typologie des Bauernhauses erhalten zu können, wurden die neuen gewünschten Funktionen in die bestehende Typologie entsprechend integriert worden. So sind die alten zergliederten Wohnteile zusammengefasst und neu als viergeschossige Wohnung mit Galerie für den Abwart erneuert worden. Im grossen Raum unter dem Dach ist ein multifunktionaler Kulturraum mit Kochgelegenheit für Ausstellungen und ähnliches eingebaut worden. In den ehemaligen Stallungen sind heute die Zeichnungssäle untergebracht. Die beiden Annexbauten dienen als Foyer für den Kulturraum und als Büro für Schulnebennutzungen. Durch diese funktionelle Anordnung konnten ebenfalls die bestehenden Eingänge erhalten bleiben.

Nach eingehenden Untersuchungen erwies sich die Bausubstanz leider als derart schlecht, dass das Gebäude fast komplett neu erstellt werden musste. Dadurch konnten die neuen Funktionen sicher einfacher in die historischen Gegebenheiten integriert werden. Gleichzeitig stand aber die gesamte Arbeit permanent im Spannungsfeld zwischen denkmalpflegerischen Überlegungen, die alte Bausubstanz zu wahren und umzunutzen, und dem Wunsch nach Beibehaltung eines idealisierten Bildes der „Ferme de la Blancherie“ im Sinne der „mémoire du lieu“. Was bleibt ist ein neues Gebäude mit neuer Bestimmung, das aber weit weniger an die Vergangenheit zu erinnern vermag, als dies sein Name heute noch tut.