Ausbau Bahnhof Wädenswil
Ausbau Publikumsanlagen
und Umsetzung BehiG
Projektwettbewerb: 2022, 1. Rang / 1. Preis
Empfehlung zur Weiterbearbeitung
Planung: ab 2023
Ausführung: 2026 – 2033
Bauherrschaft:
Schweizerische Bundesbahnen SBB Infrastruktur
Planungsteam: Projektgemeinschaft Bahnhof Wädenswil,
bestehend aus:
Ingenieurbau Tiefbau, Gesamtleitung: Gruner Schweiz AG
Architektur: Boegli Kramp Architekten AG
Landschaftsarchitektur:
Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG
Visualisierungen: Filippo Bolognese Images
Der Bahnhof Wädenswil an der linksufrigen Seelinie Zürich – Pfäffikon SZ und weiter nach Ziegelbrücke bildet heute eine deutliche Trennung zwischen Siedlungsraum und südwestlichem Seeufer. Die vorhandenen unterirdischen Verbindungen sind wenig attraktiv und müssen von verschiedenen Verkehrsteilnehmenden geteilt werden. Das als schützenswert eingestufte Aufnahmegebäude sowie der ebenso inventarisierte Güterschuppen bieten grosses Potential für ein attraktives Bahnhofsumfeld, das jedoch heute nicht genutzt wird.
Ziel des Projekts ist es, die Durchlässigkeit zwischen Stadt und See trotz des vorhandenen Unterbruchs durch die Bahntrasse mittels der neuen zusätzlichen Personenunterführung Seehof zu erhöhen und qualitativ zu verbessern. An beiden Zugängen natürlich belichtet, bietet sie eine optimale Zugänglichkeit der Perrons sowie eine gestärkte Verbindung zwischen Stadtraum und Uferweg mit hohem Sicherheitsgefühl. Durch die direkte Anbindung des seeseitigen Ausgangs an den bestehenden Seeweg wird der Natur- und Erholungsraum See besser erschlossen und gewinnt damit an Attraktivität.
Auf der Stadtseite wird der öffentliche Raum dank neuer Begegnungszone, die sich mit kleinen angedockten Pocket-Parks zwischen Aufnahmegebäude und Güterschuppen entlangzieht, spürbar aufgewertet. Die Neugestaltung des Aussenraums mit allen dienenden Funktionen schafft somit ein attraktives Umfeld mit hoher Aufenthaltsqualität für Stadtbewohner, Durchreisende, Besucher und Pendler. Die klare einfache Zuordnung der Räume stärkt das Sicherheitsempfinden. Pocket Parks strukturieren und bringen Grün in diese Räume. Diese räumlich interessanten grünen Inseln bieten hohe Aufenthaltsqualität unter natürlichem Baumschatten. Kiss & Ride Parkplätze sind dezent in dieser Begegnungszone integriert. Velo- und Motoradabstellplätze sind linear dem Perron folgend situiert und werden durch das neue Perrondach gedeckt. Das neue aufgeräumte Verkehrskonzept bietet zukünftig viel mehr Platz für Langsamverkehr und Aufenthalt. Die bestehende Fahrzeug-Unterführung Merkurstrasse dient zukünftig nicht mehr zur Perronerschliessung, sondern nur noch der Durchfahrt zur Anlieferung sowie für Velos. Sie bindet die Seestrasse für Velos an den Seeplatz an und löst damit Konflikte in den Bahnhofsunterführungen.
Neue grossflächige Perrondächer mit geometrisch klarem und dadurch ruhigem Ausdruck markieren als begleitende Geste den urbanen Stadtraum und stärken zusätzlich die Identität des Bahnhofs Wädenswil. Für die Konstruktion der neuen Perrondächer wird die Tragweite des zentralen Trägers auf ca. 16m optimiert, um die Perrons durch möglichst wenige Stützen zu unterbrechen. Neben den tragenden Stützen als einzige Stahlelemente und den Spenglerarbeiten ist die Konstruktion der Perrondächer komplett in Holz materialisiert. Holzkästen, die aufgrund ihrer Dreiecksform statisch wirksam sind, werden wie Konsolen auf beiden Seiten des horizontalen Mittelträgers eingehängt. Ihre komplexe dreidimensionale Geometrie aus dreieckigen Paneelen schafft einen spannungsvollen Raum unter dem Dach, ohne zu sehr in Vordergrund zu treten. Die Geometrie folgt dem Konzept eines Faltwerks, über welches die Statik gelöst wird und den mittig liegenden Trägerkasten in das Gesamtkonzept integriert. Das schmale Auslaufen nach aussen erlaubt eine durchgängige, elegante Dachkante. Die Positionen der Leuchten – integriert in technische Standardprofile – sowie der Signaletik sind in der Konstruktion mitgedacht und werden jeweils zwischen den Holzkästen verortet. Anzeigetafeln, Lautsprecher etc. werden ebenso über die technischen Streifen erschlossen. Das gewählte Achsmass ist im Hinblick auf optimale Vorfabrikation, Transport vor Ort sowie eine einfache Montage gewählt. Die Repetition der Faltung, der angemessene Massstab und die natürliche Materialisierung in Holz schaffen Grosszügigkeit und eine angenehme Atmosphäre. Statik und Montage werden mit dem Faltwerk auf fast spielerische Art inszeniert.